Visiting Universities and People in the Islamic Republic of Afghanistan
Gefördert durch den DAAD und in enger Zusammenarbeit mit dem Institut für Entwicklungsforschung und Entwicklungspolitik der Ruhr-Universität Bochum (RUB) unternehme ich - gemeinsam mit Dr. A. Sami Noor/RUB - eine mehrwöchige Reise zu Universitäten in Afghanistan: Balkh University in Mazar-i-Sharif, Herat University, Kabul University und Nangarhar University in Jalalabad. Die Vorbereitungen für diese Reise erstreckten sich über mehrere Jahre und wurden u.a. auch durch die instabile Sicherheitslage und damit zusammenhängende Reisesperren des DAAD mehrfach verzögert. Erst im September 2008 in Lahore/Pakistan geführte Gespräche halfen, die diversen Hindernisse abschliessend zu überwinden.
Inhaltlich geht es im Rahmen der Reise um Vorträge über den Einsatz von eLearning Systemen in Afghanistan, ein an der Ruhr-Universität Bochum entwickeltes Muster-Curriculum für die Bachelor-Ausbildung in Business Administration and Economics in Afghanistan sowie eine Grobanalyse der aktuellen Lage der Hochschulen in Afghanistan mit dem Ziel der späteren Entwicklung von Aufbaupersepktiven. Diverse weitere Gespräche sind geplant mit Kontaktpartnern vor Ort in Kabul im Handelsministerium, in der Handelskammer, mit der DAAD Vertretung in Kabul, mit der GTZ und mit dem Büro der Heinrich-Böll-Foundation.
Anreise zur Deutschen Botschaft Kabul ein Tag an der Kabul University
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Heute habe ich an der feierlichen Eröffnung eines Schulungsprogramms für "Government Staff of Uruzgan Province" teilgenommen. Mullah Omar wurde dort geboren.
Hohe Verwaltungschefs waren ebenfalls mit angereist. Der Herr der links beim Händeschütteln zu sehen ist, ist ein GTZ Mitarbeiter, der in Uruzgan gemeinsam mit den zu schulenden Verwaltungsmitarbeitern am Aufbau einer funktionsfähigen Verwaltung arbeitet. Das Treffen und die Schulung sind von besonderer politischer Bedeutung, da Uruzgan im pashtunischen Gebiet liegt.
Aufgrund der politischen Bedeutung der Aktion war auch das afghanische Fernsehen anwesend (Bild unten links). Zu sehen ist die Fernsehaufzeichnung des Interviews eines afghanischen Journalisten (orangene Jacke) mit dem daneben sitzenden Dr. Hamidullah Noor Ebad (Direktor des National Center of Policy Research)
Dr. Noor Ebad hat übrigens in Deutschland promoviert und spricht sehr gut Deutsch - ein eher verbreitetes Phänomen in der afghanischen Führungselite.
Nach dem Eröffnungsfestakt habe ich dann zwei Vorträge gehalten: Über die Bedeutung des Computereinsatzes in der Verwaltung und in Unternehmen und über die Bedeutung von Linux und Open Source Software im Rahmen des afghanischen Wiederaufbaus. Dabei habe ich Deutsch gesprochen und ein (ebenfalls in Deutschland ausgebildeter) afghanischer Professorenkollege hat das dann in Pashto übersetzt. Etwa 35% der anwesenden Verwaltungsmitarbeiter hatten bereits am PC gearbeitet. Das Thema Linux/Open Source stiess auf grosses Interesse - mehrere Teilnehmer wollten unbedingt eine DVD mit Linux von mir haben.
Ein ausführliches Gespräch über die Historie des afghanischen Hochschulwesens und über interne Regularien, Strukturen und Prozesse schloss sich an.
. Nangarhar University in Jalalabad Besuch im RZ der Kabul University
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Das ITCK - IT Center Kabul - wurde massgeblich von Dr. Nazir Peroz, TU Berlin, mit seinen Mitarbeitern in 2002 aufgebaut. Da voher auf dem Campus nichts an IT vorhanden war, ist dies eine beachtliche Leistung. Inzwischen sind alle wesentlichen Gebäude auf dem Campus über Glasfaser-Backbone-Netzwerk erreichbar. Innerhalb der Gebäude fehlt jedoch häufig noch die Infrastruktur.
Die Umgebung des ITCK ist recht ansprechend - so richtig aber erst in zwei Monaten, wenn alles wieder grün ist. Viele Studenten sitzen in Gruppen auf dem Rasen (bei 2,5 Quadratkilometern Campus-Fläche gibt es viele Freiflächen) und arbeiten. Die Nutzung von Notebooks mit WLAN-Anbindung scheint aber im Park noch nicht möglich zu sein. Ein leistungsfähiger Internet-Anschluss wurde von der NATO gestiftet.
Über eine "Personenschleuse", mit der der Zugang zum PC Labor und den dahinter liegenden Serverräumen kontrolliert wird, ist der Zugang zum Rechnerbereich möglich. Taschen müssen abgegeben werden. Wie üblich ist der Verzehr von Getränken und Nahrungsmitteln strikt verboten. Auffallend ist die i.d.R. äusserst gepflegte Kleidung von Studenten/innen und Professoren.
Die PCs sind zwar schon mehrere Jahre alt, besitzen aber schon Flachbildschirme. Alle Konfigurationen wurden an der TU Berlin von Dr. Nazir Peroz und seinen Mitarbeitern aufgebaut und komplett konfiguriert. Vorher waren noch diverse Umrüstungen vorzunehmen, beispielsweise wurden leistungsfähigere Lüfter in die Geräte eingebaut. Die Bildschirme sind mit Plastikfolie abgedeckt, die Tastaturen ebenfalls, da der feine Staub in Afghanistan der PC-Technik heftig zu schaffen macht.
Alle Geräte sind zudem mit Batteriepuffern ausgestattet, damit bei der (zumindest in den vergangenen Jahren) schlechten Stromqualität in Kabul und den (früher häufigen) Stromausfällen keine Schäden entstehen.
Für Studentinnen wurde 2002 ein separates PC-Labor eingerichtet - was man aber wieder aufgelöst hat, da die Studentinnen zusammen mit ihren Kommilitonen im "normalen" Labor arbeiten wollten
Die Emanzipation der Frauen scheint fortgeschritten: Im Gegensatz zu Deutschland war die Mehrzahl der Systemadministratoren weiblich.
"Glücklicherweise" war wenigstens der Chef-Administrator männlich.
Der direkt an den PC-Saal angrenzende Seminarraum erschien mir als Modell für einen zukünftigen an das Experimentallabor Wirtschaftsinformatik angrenzenden Arbeitsraum ebenfalls geeignet.
. Besuch der Herat University
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Herat University gilt als eine der fortgeschrittendsten Universitäten des Landes. Gerade hat man die ersten Gebäunde auf einem grossen neuen Campus bezogen.
Stadt und Provinz Herat liegen abseits der Hauptkrisenzonen im nord-westen des Landes und in der Nähe des Haupthandelspartners Iran. In Afghanistan gilt Herat als Stadt der Künste, der Poesie und der Wissenschaft.
Das Bild zeigt die Residenz des Universitätspräsidenen auf dem neuen Campus.
Dr. Mohammad Naim Assad, der President der Herat University, beherrscht die deutsche Sprache perfekt und erläutert die diversen Probleme beim Aufbau des neuen Universitäts-Campus. Man hat sich vorgenommen, stärker in die Forschung zu investieren und dafür eine separates (fast fertiges) Gebäude reserviert.
Die Abbildung links zeigt den Gesamtplan für den neuen Campus.
Links ein weiteres bereits fertiggesteltes Gebäude des neuen Campus. Man hat viel mit weissem Marmor aus der Umgebung von Herat gearbeitet. In den Treppenhäusern gibt es moderne, ansprechende Marmor-Mosaike. Selbstverständlich sind die Gebäude auch über Glasfaser-LAN miteinander verbunden. Internetverbindung wird über Satellite hergestellt.
Gespräch im Deutsch-Department. Unsere Gesprächspartner sind Alumni von Master-Studiengängen der Ruhr-Universität Bochum, die jetzt an der Universität als Dozenten/innen arbeiten. Natürlich sprechen alle wieder einmal perfekt Deutsch.
Der Weg zum Flugplatz ist vierspurig, z.T. mit bepflanztem Mittelstreifen und von Bäumen gesäumt.
Die Abfertigungshalle am Flugplatz Herat machte noch einen eher unfertigen Eindruck, ist aber ein gutes Beispiel für den z.T. stark unterschiedlichen Entwicklungsstand des Landes.